Tragik eines Liedermachers
(letztes Lied in der DDR)

Daß es sich so schnell wendet,
wer hätte das geahnt,
das Kennzeichen-D-Video,
das war doch schon geplant,
ich war schon in der Blende,
schon im West-TV-Visier,
doch dann kam die Wende,
und kein Schwein guckt mehr nach mir.

Warum hast Du nicht durchgehalten,
Erich, noch ein viertel Jahr
dann wär ich hier im Lande
der Dissidentenliederstar,
vor Neid hätten nasse Hände
Biermann, Krawczyk und die Klier,
doch nu is die Wende,
und kein Schwein guckt mehr nach mir.

Ich hat die schärfsten Texte,
so mancher Pfarrer ist erblst,
mein Publikum, das sah mich,
immer hinterher im Knast,
das hätt mich populär gemacht am Ende,
so schlau war auch die Stasi hier,
und nun ist die Wende
und kein Schwein guckt mehr nach mir.

Die, die ganz verschüchtert
den Tyrannen neckten,
die ihren Kopf gerade soweit,
wie erlaubt rausstreckten,
die zeigen sich behende
jetzt als die größten Kämpfer hier,
ja das ist die Wende,
und kein Schwein guckt mehr nach mir.

Was hat sich denn gewendet,
die alten Köpfe sind noch dran,
erst, wenn diese rollen,
erst dann fängt die Wende an,
legt nicht in den Schoß die Hände,
sonst wendet sich nichts hier,
vollziehen wir die Wende,
wo ist die Kamera, ich bin hier.