Ursprungsabhandlung, Beweis mittels mathematischer völlständiger Induktion, 1986

Mit Logik zum Glauben
oder zur Befreiung vom freien Willen (1987)

Antwortschreiben auf Gutachen der Sektion Marxismus/Leninismus der Berliner Humboldtuniversität, 1987

Abhandlung zu der sich aus dem Materialismus notwendig ergebenden Unfreiheit des menschlichen Willens.

Behauptung:  Nach materialistischer Auffassung hat der Mensch keinen freien Willen in dem Sinne, dass nach einer Handlung des Menschen gilt: Er hätte nie anders handeln können.

Beweis (indirekt):
(Beweis in leicht verständlicher Form)

Voraussetzungen:

Axiom: Jede Bewegung und Eigenschaftsänderung der Materie benötigt Zeit.
(Erkenntnisse der Quantenmechanik, speziell die scheinbar experimentell bestätigte "spukhaften Fernwirkung" zwischen verschränkten Photonen stellen  möglicherweise die Gültigkeit des Axioms in Frage..)

materialistische These 1: Die heutige Welt entstand durch Bewegung der Urmaterie, das heißt, der Mensch ist Produkt dieser Bewegung.

materialistische These 2: Es existierte kein Teil der Urmaterie mit freiem Willen in dem Sinne, dass es zwischen verschiedenen Bewegungsalternativen wählen konnte.
.
materialistische These 3: Alle Materie steht im universellen Zusammenhang, das heißt in universeller Wechselwirkung miteinander.


Gegenbehauptung:

Der Mensch hat einen freien Willen, das heißt, er ist in der Lage zwischen Alternativen zu wählen und zwar in dem Sinne, daß  nach einer vollzogenen Handlung des Menschen folgende Aussage gilt: Er hätte unter gleichen Voraussetzungen auch anders handeln können.


Aus These 1, These 2 und Gegenbehauptung folgt, daß aus Materie ohne freien Willen Materie mit freiem Willen entstehen kann, im Sinne, daß die Materie selbst zwischen Bewegungsalternativen wählen kann.

Aus These 3  folgt, daß mit der Existenz eines Teils der Materie mit freiem Willen allgemein von der Materie mit freiem Willen gesprochen werden kann.

Aus der Gegenbehauptung folgt, daß sich irgendwann zwischen der Zeit der Materie ohne freien Willen und der Zeit der Materie mit freiem Willen die entsprechende Qualitätsänderung vollzogen haben muß.

Da sich unfreier Wille und freier Wille gegenseitig ausschließen und  es keine Zwischenstufen beim Qualitätswandel geben kann, muß sich der Qualitätswandel in einem Zeitpunkt vollzogen haben.

Da der Zeitpunkt aber nur ein Element theoretischer Betrachtungsweise des menschlichen Gehirns ist und  in der realen Welt der Materie der Zeitpunkt als Zeitintervall mit der Zeitdauer Null nicht existiert, kann sich nach obigem Axiom eine Qualitätsänderung, die keine Zwischenstufen kennt und sich zwingend in einem Zeitpunkt vollziehen muß, auch nur in der theoretischen Betrachtung des menschlichen Gehirns aber niemals in der realen Welt vollziehen.

Daraus folgt:

Aus Materie ohne freien Willen kann niemals Materie mit freiem Willen entstehen, "weil die Materie dafür  keine Zeit hat".

Daraus folgt mit These 1, 2 und 3 die Widerlegung der Gegenbehauptung und der
Beweis der Behauptung:

Nach materialistischer Auffassung hat der Mensch keinen freien Willen und konnte nie anders handeln, als er gehandelt hat.

Bei Anerkennung von These 1  folgt weiterhin:

Der Mensch kann sich nur dann frei entscheiden, wenn schon immer Materie mit freiem Willen existierte, oder anders gesprochen, wenn schon immer ein freier Wille existierte, der zwischen Alternativen wählen konnte.

Anmerkung:

Das bedeutet, daß der Mensch zwischen dem Glauben an eine Welt  eines "Geistes" mit freiem Willen außerhalb unserer Welt und dem Glauben an sein computerähnliches Funktionieren zu wählen hat.

Bei der Wahl ist zu bedenken, dass bei der zweiten Glaubensvariantejede moralische Bewertung menschlicher Handlungen unsinnig ist, denn keiner kann und konnte dann je anders handeln, als er handelt  bzw. gehandelt hat. Niemand ist verantwortlich, Humanist und Massenmörder, Irrer und Genie,  Einstein. Hitler, Mutter Theresa, Eichmann und Gandhi, alle stehen auf gleicher moralischer Stufe. Weder die Entwicklung von Natur und Gesellschaft vom Niederen zum Höheren noch jedes Denken, Fühlen und Handeln des Menschen haben den geringsten "höheren" Sinn.(siehe auch Mit Logik zum Glauben oder zur Befreiung vom freien Willen Teil 2 1995)

------------------------

Neueste Erkenntnisse der Hirnforschung bezweifeln ebenfalls den freien Willen analog zu meiner von der Humboldtuni 1987 begutachteten logischen Abhandlung als damals überzeugter Atheist. Man prophezeiht ein neues Menschenbild:
"Wer ist Herr im Haus ?"
"Wer ist Ich ?"

Am Ende dort der Schlusskommentar::

"Die Ergebnisse der Hirnforschung könnten ein weltanschauliches Vakuum hinterlassen. Und die Neurowissenschaftler können diese Leere allein nicht füllen. Sie brauchen Philosophie und Theologie, um moralische und ethische Probleme zu lösen auf ihrem Weg."

Ich glaube, dass wird die willensfreiheitslose Gehirnsoftware der Philosophen und Theologen ein bisschen überfordern.

Sollte die Hirnforschung in der Lage sein, experimentell die Unfreiheit des menschlichen Willens zu beweisen, dann ist das gleichbedeutend mit dem Beweis der völligen Irrelevanz  menschlichen Glaubens an einen schöpfenden Geist, weil aus dem Beweis zwingend die Sterblichkeit der "menschlichen Seele" gefolgert werden kann. Und einer "sterbenden Seele" kann die mit geringer Wahrscheinlichkeit logisch immer noch mögliche Existenz eines Gottes völlig egal sein, denn ihre Welt verschwindet mit dem Tod inklusive aller Götter.

Der Nachweis der Unfreiheit des menschlichen Willens wäre der Beweis für die Richtigkeit des Materialismus mit der ungeheuren Konsequenz, dass mit dem Glauben an einen höheren Sinn auch der Glaube an "das Gute" stirbt, aus dem die angeblichen Atheisten genauso wie alle anderen Gläubigen ihre Motivation nahmen, auch ohne Sanktionsdrohung "gut zu sein". Nur Götter haben einen freien Willen und ohne ihn stürzt der Mensch zurück in die Natur.

Einziger positiver Aspekt: Sollte der Mensch wirklich keinen freien Willen haben, weil es sowas wie freien Willen gar nicht gibt und demzufolge auch keiner mit ihm etwas schöpfen und an seine Schöpfung weiterreichen konnte, dann kann das Gehirn des Menschen gar nicht anders, als diesen Fakt für sein alltägliches Funktionieren in Gegenwart und Zukunft zu verdrängen.

Bei der Bewertung der Vergangenheit, seiner vollzogenen Handlungen und der vollzogenen Handlungen der anderen Menschen führt die Anerkennung der Nichtexistenz des freien Willens zum Ausschluss von Schuld, Vorwurf und Hass, also von all den Motiven, die für Schuld- u. Hassgefühle, Depressionen, Streit und Krieg verantwortlich sind.

Was ärgern sich die Menschen nicht tagtäglich über Fehler und wie schwer tragen Menschen manchmal lebenslang an ihnen. Davon wäre der Mensch dann befreit, das wäre die Befreiung des Menschen durch seine Befreiung vom freien Willen.

Genau nach diesem Prinzip arbeitet übrigens heute schon die moderne Psychologie, bei der Vorwurf, Selbstvorwurf und Schuld nur noch als abzustellende Störungsursache betrachtet werden und es ausschließlich um Methoden zur Änderung zukünftigen Verhaltens geht. Die tun, ohne es zu wissen, schon lange so, als gäbe es keinen freien Willen.

Daran erkennt man, dass der Mensch durchaus in der Lage ist, mit so einer Wahrheit umzugehen. Allerdings kann niemand sagen, wie sich das menschliche Verhalten ändert, wennn die Erkenntnis verinnerlicht, sprich zur wirkenden Wirklichkeit wird.